Montag, 9. Februar 2015

Wenn die Universität versucht die Begeisterung zu töten

Liebe Leser,

seit dem letzten Artikel ist einiges an Zeit vergangen, aber heute möchte ich mal wieder einen kleinen Artikel verfassen und in der nächsten Zeit wird dies hoffentlich auch vermehrt wieder der Fall sein. Seit Heute habe ich keine Vorlesungen mehr in der Uni und die Prüfungszeit ist sozusagen eingeläutet. Meine letzte Prüfung (Japanisch) schreibe ich am 23 Februar, was aber nicht so das Problem sein sollte, da ich bereits jetzt schon ganz ordentlich vorbereitet bin. Es gibt einige Dinge, die mir in den letzten Wochen vermehrt aufgefallen sind und über eine möchte ich im Folgenden ein wenig philosophieren.



Als Kind habe ich immer frei gefühlt. Meine Eltern haben nie mit großartigen Verboten um sich geworfen und so war es mir im Rahmen meiner Möglichkeiten gestattet zu tun, was ich für richtig hielt. Mein Tagesablauf sah so aus, dass ich morgens zur Schule ging, Mittags wiedergekommen bin, beim schauen verschiedener Animes auf RTL2 meine Hausaufgaben erledigt habe und dann meistens irgendwas an der Konsole gezockt habe. Die Welt der Anime und Spiele hat mich dabei immer total begeistert. Es gibt Charaktere, die außergewöhnliche Fähigkeiten haben und die in einer ästhetischen Art und Weise durch ihre Welt laufen. Was was ich beim schauen dieser Serien oder dem Spielen verschiedener Spiele empfand, war eine unglaubliche Begeisterung und ein Drang etwas zu machen, was mich genau so begeistert.

In der 10ten Klasse bin ich dann auf die Physik und die Wissenschaft gestoßen und fand diese Welt total faszinierend. Es gibt einfach so unglaublich viele unerklärliche Phänomene und Dinge, die mich interessieren, dass ich mich wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens immer noch gerne mit diesen Dingen beschäftigen werde, aber seitdem ich an der Uni bin und dort das erste Jahr hinter mich gebracht habe, ist von all dieser Begeisterung, die ich einst empfand wenig zu spüren. Ich spüre sie einfach nicht, sie scheint fort zu sein. Natürlich habe ich mich gefragt woran das liegt und was diese Begeisterung, die mein ganzes Leben lang vorhanden war, verschwinden hat lassen?

Wenn ich die letzten 3 Semester meines Daseins als Student reflektiere dann liegt die Sache eigentlich klar auf der Hand. Es ist eine gewisse Norm eine Art von Konformität in die sie einen Studenten stecken wollen, die mir missfällt. Ich bin nicht der Mensch, der gerne mit dem denkt und rechnet, was auf der Erde möglich ist, sondern ich fange eigentlich immer bei den Wolken und dem Himmel an und komme dann langsam zur Erde, um etwas zu finden, was ich machen kann und was mich begeistert. Die Uni versteht das aber nicht. Man hat eine Idee, möchte etwas erforschen und was einem in 90% der Fälle gesagt wird ist: "Das geht nicht!"

Natürlich haben Dozenten nicht die Zeit sich mit jedem zu befassen und zu schauen was man aus der Idee machen könnte, aber genau dieser Punkt ist der, der einen Menschen wie mich, an den Rand der Verzweiflung bringt. Ich suche Menschen, die Interesse an etwas verrücktem haben und Lust haben etwas auszuprobieren, die vielleicht auch mal ein Scheitern in Kauf nehmen und die vor allem ebenso Begeisterung für etwas aufbringen können.

Seitdem ich zur Uni gehe, habe ich das Gefühl, dass all meine Kreativität langsam aber sicher getötet wird. Wenn man etwas anders macht, als die Norm, ist es bei vielen Professoren schwierig voran zu kommen. Sie lehnen die Ideen von vorneherein ab und scheinen nur ihre eigenen Projekte und Machtkämpfe mit anderen im Sinn zu haben. Natürlich gibt es auch andere Professoren und ich bin wirklich sehr froh zwei gefunden zu haben, die einen anderen Weg gehen. Es ist aber dennoch schwer zu sehen, dass Leute, die ohne Sinn und Verstand das machen, was von ihnen erwartet wird, bessere Möglichkeiten bekommen als man selbst, obwohl man versucht etwas neues zu entdecken.

So langsam verstehe ich das akademische Leben und vor allem auch die Wissenschaft, aber je mehr ich das tue, desto mehr sträubt sich mein Inneres gegen all das. Es gibt einfach zu viele Handlungen und Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen kann. Zu viel Irrationalität und zu wenig Argumente. Früher habe ich immer geglaubt, dass die Universität genau das richtig für mich ist, weil ich mich frei entfalten kann und meinen Ideen einfach freien Lauf lassen kann. Nun muss ich aber feststellen, dass sich im Vergleich zur Schule nicht viel geändert hat. Ja selbst die Plakate und Gruppenarbeit aus der Schule findet sich in den Seminaren wieder.

Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Begeisterung, die man einmal hatte nicht mehr wirklich vorhanden ist und man sich mehr durch die Kurse quält als alles andere. Dabei gibt es so viele Dinge für die ich mich begeistern kann und die ich gerne machen wollen würde. Gerade in den letzten Monaten, in denen ich praktisch nur damit beschäftigt war irgendwelche Projektanträge zu schreiben, habe ich aber einfach nicht so viel Zeit für diese Dinge.

Deswegen habe ich mich jetzt dazu entschieden mit mehr Eigensinn durch die restliche Uni-Zeit zu gehen. Im Klartext heißt das, dass ich mir meine Begeisterung nicht mehr nehmen lassen werde und versuche meine Ideen umzusetzen und dabei auch im Himmel und nicht auf dem Boden anfange. Ansonsten werde ich da nämlich wirklich noch verrückt. Genau deswegen freue ich mich auch schon so sehr auf das Jahr in Japan. Dort habe ich zwar auch Uni, aber die Kurse dort haben alle etwas mit der japanischen Sprache oder eben der Kultur zu tun und im Grunde muss ich da auch nicht wirklich eine Prüfung ablegen. Ich kann mich also voll und ganz meinem Japanisch widmen und da alles geben. Momentan kommt das hier nämlich durch die ganze Bürokratie mit den Stipendienanträgen usw. viel zu kurz. Japanisch ist nämlich das, was mich momentan am Meisten begeistert.

Als kleines Fazit kann man vielleicht festhalten, dass die Gesellschaft es immer wieder versucht einen zu einem konformen Menschen zu machen, was auch im Grunde keine schlechte Idee ist, aber die Konformität sollte nicht über ein gewisses Level hinaus gehen. Seine Ideen und Ziele sollte man sich da nicht nehmen lassen, obwohl es wohl oft eindeutig einfacher ist, sie sich nehmen zu lassen, was mich wirklich traurig stimmt.

Ab jetzt wird also uneingeschränkte Ehrlichkeit an den Tag gelegt, egal gegenüber wem und ich werde die Dinge, die mich begeistern angehen. Eine Sache, die ich euch wirklich nur empfehlen kann und die mich eigentlich durch meine Schulzeit gerettet hat. In der Uni habe ich da eindeutig in zu viele Dinge eingewilligt, die ich eigentlich gar nicht wollte. Von den Ketten muss ich mich nun befreien.

1 Kommentar:

  1. Hallo Kevin!

    Ich kann dir in vielem zustimmen was du sagst, aber nicht in allem. Ich denke auch, dass es wichtig ist, seine Interessen und Ziele wichtiger zu nehmen als Konformität, aber die Vorstellung, daß das etwas damit zu tun hat, ob man dem Idealismus oder Materialismus anhängt, halte ich für falsch. Denn ob man die Welt vom Himmel oder von der Erde aus denkt, ohne klares Ziel findet kein Weg sein Ende, er irrt bloß umher. Doch ich finde, daß in der Akademik ein anderes Problem überwiegt, nämlich die Vorstellung, daß es mehr zählit, wenn man in einem ganz speziellem Bereich alles weiß, was es zu wissen gibt, als einen insgesamten Überblick zu haben. Aber nur der, der überblicken kann, wo sich sein Feld befindet, kann es überhaupt bewerten, und dieser Aspekt fehlt mir da, wo es nur darum geht auszubilden und nicht zu bilden. Denn hätte man jenen Überblick, so denke ich, würden sich die von dir beschriebenen Probleme der fehlenden Kreativität auflösen, da alle, so spezialisiert sie auch sein mögen, eine Vorstellung von dem haben, was alles möglich ist in dieser Welt, und nicht allzu vorschnell urteilen, was möglich und unmöglich, was falsch und richtig wäre. Ich glaube aber, dass solange die Universitäten als der Ausbildung und Wirtschaft nachgelagert und nicht als ihr überlegen ansehen, wird sich das kaum ändern. Denn auch in jenen Institutionen sind die wahren Denker rar, und die meisten bloß eifrig.

    Sreyi eodem,
    Tsvah'iiyr Siukh!

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