Montag, 13. Oktober 2014

Hohe Erwartungen an sich selbst

Liebe Leser,

da Uni hat heute wieder angefangen und ich wurde in verschiedenen Vorlesungen und Seminaren direkt mal wieder sehr inspiriert. In diesem Artikel möchte ich euch aber eher weniger von der Uni an sich erzählen, sondern ein paar Gedanken reflektieren, die mich momentan umtreiben.

In den letzten Wochen habe ich sehr viel Japanisch gelernt und dabei ist mir mal wieder etwas an mir selbst aufgefallen, was mich unglaublich stört, aber was ich einfach nicht in den Griff bekomme. Es geht kurz gesagt und meinen "Perfektionismus" oder besser gesagt meine viel zu hohen Ansprüche. Ich frage mich selbst woher das kommt, da meine Eltern mir nie in irgendwas Druck gemacht haben. Ich hatte nie das Problem, wie manch andere Leute, dass mir mit Strafen gedroht wurde, wenn ich nicht besser in der Schule werde. Auch habe ich nie Hausverbot oder sonstiges gehabt.



Nun gut, auf jeden Fall gab und gibt es doch eine Person, die unfassbaren Druck auf mich ausübt und das bin ich in der Tat selbst. Ich habe einfach unfassbar große Ansprüche an mich selbst und mache mir immer wieder Gedanken darum Dinge nicht zu schaffen oder zu schlecht zu machen. Um euch das Ausmaß des Ganzen zu präsentieren und das ganze anschaulicher zu machen, möchte ich meine Leidenschaft für Japanisch als Beispiel anführen. Dazu möchte ich ganz vorne beginnen und euch erzählen, warum mich Japanisch so fasziniert. Der ein oder andere kennt die Geschichte vielleicht schon so halb, aber ich habe immer einen Teil am Anfang weggelassen, wenn ich auf YouTube drüber gesprochen habe, weil mir seine Wichtigkeit bis vor kurzem selbst noch nicht so klar war.

Alles fing damit an, dass ich Im Dezember vor zwei Jahren SAO (Ein Anime) geschaut habe und diesen total inspirierend und gut fand. Im Nachhinein würde ich sagen, dass er auf jeden Fall nicht schlecht ist, aber man ihn auch nicht überbewerten sollte, was ich damals aber wahrscheinlich getan habe. Da mir der Anime so gut gefallen hatte, wollte ich mehr von dem Schöpfer des Animes schauen und bin dann auf den Anime "Accel World" gestoßen. Den habe ich damals an einem Tag durchgeschaut, auch wenn er nicht wirklich "gut" war. Er hatte interessante Aspekte, meiner Meinung nach, aber es war nichts spektakuläres, wenn auch sehenswert. Zu Anfang fand ich das Opening der Serie mehr als nur schlecht und habe es bei jeder Folge übersprungen.

Ein paar Tage später bin ich dann aber nochmal zufällig auf YouTube auf das Opening gestoßen und fand es auf einmal total genial. Bei den Videovorschlägen fand ich dann das folgende Video. Schaut es euch ruhig mal komplett an und lasst es auf euch wirken.


Nachdem ich dieses Video gesehen habe, war ich total beeindruckt. Das Lied gefiel mir auf einmal noch besser und was mich mehr als fasziniert hat, war die Atmosphäre bei dem Konzert. Alle Leute stehen da mit Leuchtstäben und gehen richtig mit mit der Musik und das bei einem Opening von einem Anime. In Deutschland wäre sowas wohl unmöglich, da die Szene hier viel zu klein ist und Sänger von Openings erst gar nicht so beliebt sind. In Japan werden aber viele Künstler durch Anime Openings oder Lieder innerhalb dieser bekannt, so eben auch die Sängerin dieses Openings, die bei Macross Frontier (Anime) Lieder gesungen hat und dadurch eben ziemlich bekannt wurde.

Dann wollte ich natürlich auch wissen, was die Sängerin mit Namen "May'n" noch so singt und habe ein wenig nach anderen Liedern gesucht. Da mir das alles ziemlich gut gefallen hat, habe ich mir dann auch direkt mal einen DVD von ihr aus Japan bestellt. Auf dieser DVD gibt es am Ende eine Rede von May'n, die natürlich auf Japanisch ist und von der ich am Anfang kein Wort verstanden habe. Hier auch mal das Video. Schaut es euch auch ruhig mal komplett an. Es ist nicht schlimm, wenn ihr nichts versteht, ich habe damals ja auch nichts verstanden. Da ich das Video leider nicht so schön einbinden kann, wie das oben, hier der Link:

https://www.youtube.com/watch?v=RdgTUY3zKr8&list=PLWo0vR99SLcXuue4NsQSyiUKmCvub2xNw&index=28

Nachdem ich diese Rede gesehen habe, habe ich mich natürlich gefragt was um alles in der Welt sie da erzählt und warum sie so emotional wird. Für mich gab es dann nur einen logischen Schluss und zwar, dass ich die Sprache lernen muss, um verstehen zu können, was sie sagt.

Ich glaube, dass ich diesen Teil nie so ausführlich erzählt habe, da mir aber auch nie richtig bewusst war, dass das im Grunde so ausschlaggebend war, aber mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass May'n und ihre Rede, die ich nicht verstehen konnte, der Grund dafür sind, dass ich angefangen habe Japanisch zu lernen. Von da an habe ich dann fast den ganzen Tag irgendwelche Videos von Konzerten geschaut und angefangen die ersten Zeichen zu lernen und dann auch mit der Grammatik usw.
Das soweit zur Vorgeschichte.

Wenn ich mich einmal entschieden habe etwas zu machen oder etwas zu lernen und mich diese Tätigkeit in meinem innersten berührt dann ziehe ich das auch bis zum bitteren Ende durch, egal wie schwer es auch sein mag. Genau das ist dann im Folgenden mit Japanisch passiert. Anfangs war es nur eine Art Faszination für die Sprache, aber daraus entwickelte sich dann eine richtige Leidenschaft und ich habe immer mehr Gefallen an der Sprache gefunden. Der Klang, die Zeichen, einfach alles ist in meinen Augen wunderschön an der Sprache. Mit der Zeit habe ich mich dann auch mehr für das Essen und die Menschen interessiert, die diese wunderschöne Sprache sprechen und je mehr ich mich mit all den Dingen rund um Japan beschäftigt habe, desto mehr habe ich sie lieben gelernt.

Die Faszination wurde im Laufe der Zeit immer größer und das Gefühl die Sprache zu lernen müssen immer stärker. Momentan befindet sich das alles wohl auf dem Höhepunkt, da ich nichts anderes mehr machen will, als die Sprache zu lernen und endlich alles verstehen zu können. Die Rede von der oben die Sprache ist, verstehe ich im Übrigen schon komplett, was mich auch total gefreut hat, als ich es festgestellt habe.

Bis hierhin denkt ihr euch wahrscheinlich, dass doch alles schön und gut sei und wo denn jetzt mein Problem liege. Und genau da sind wir am springenden Punkt. Ich bin ein absolut unruhiger Mensch in meinem inneren und die oben beschriebene Sache mit den hohen Erwartungen spielt da ebenfalls eine Rolle. Da ich mich absolut in die Sprache verliebt habe, will ich sie meistern und einfach perfekt können. Ich möchte besser als alle anderen in der Sprache sein und möchte sie besser als jeder Deutsche verstehen können. Ich will sie einfach für mich meistern, was bei einer Sprache aber unfassbar schwierig ist, da man einfach nie auslernt und man immer wieder auf Wörter oder Redewendungen trifft, die man noch nicht kannte. Außerdem vergisst man auch immer wieder Wörter usw.

Eine Sprache zu lernen ist eine Art Lebensaufgabe. Als wenn das nicht genug wäre, kommt dann ja auch noch die Uni dazu, in der wir Prüfungen schreiben, die die Sprachkenntnisse abfragen. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, was jetzt kommt. Natürlich möchte ich zu den besten der besten gehören bei diesen Prüfungen, was für mich heißt, dass ich immer eine 1,0 schreiben möchte. Auch wenn ich dem Unterricht wirklich weit voraus bin so mache ich mir immer wieder Gedanken die Prüfungen nicht mit einer 1,0 bestehen zu können.

Das klingt für die meisten von euch bestimmt total verrückt. Ich meine wer macht sich schon Gedanken darüber eine 1,0 schreiben zu wollen. Die meisten sind schon damit zufrieden bestanden zu haben und für mich wäre es eine absolute Niederlage eine 1,3 zu schreiben. Und da kommt auch mein Problem ins Spiel. Ich kann diese hohen Erwartungen, die ich immer wieder an mich selbst stelle nicht abstellen. Ich mache mir total viele Sorgen über diese Prüfungen und auch jetzt bei der Bewerbung für das Auslandsjahr mache ich mich total verrückt. Ich möchte unbedingt für ein Jahr nach Japan und möchte die Bewerbung perfekt machen, um genommen zu werden.

Das resultiert jedoch darin, dass ich Angst habe es nicht zu schaffen, weil ich denke, dass die Professoren ein total hohes Niveau fordern und ich eben Angst habe diesem nicht stand halten zu können mit meiner Projektbeschreibung, was wahrscheinlich totaler Blödsinn ist, aber dennoch mache ich mir diese Gedanken. Was die Noten angeht so habe ich mit einem Schnitt von 1,0 die besten Voraussetzungen dieses Auslandsjahr machen zu können und eigentlich bin ich ja auch nicht ganz dumm und sollte auch eine vernünftige Projektbeschreibung hinbekommen, aber dennoch mache ich mir Gedanken und Sorgen. Mein Inneres ist schon total unruhig, obwohl die Entscheidung erst im Dezember fällt und Bewerbeschluss auch erst dort ist.

Die meisten würden es wohl als gut bezeichnen, wenn man solch einen Ehrgeiz hat und sich sehr viel Mühe mit allem gibt bzw. sehr hohe Erwartungen hat, aber für mich ist da manchmal mehr als nur eine Qual. Man ist in seinem Geiste oft einfach nicht wirklich frei und wird von diesen Erwartungen geführt und getrieben. Da bei mir dieser Drang immer nur mit einem sehr starken Interesse zusammenfällt, ist das vom Spaß her kein Problem. Der ein oder andere denkt nämlich vielleicht, dass ich dann gar kein Spaß am Lernen usw. hätte, was absolut nicht der Fall ist. Ich lerne total gerne Japanisch und würde gerne noch mehr lernen, als der Tag Stunden hat, aber diese Prüfungssituationen sind halt immer so eine Sache, da sie noch höhere Erwartungen hervorrufen.

Es ist auch nicht so, dass ich Angst vor Prüfungen hätte oder ich total unruhig in den Prüfungen selbst wäre, ganz im Gegenteil. Ich kann es kaum erwarten Prüfungen zu schreiben und wenn ich sie schreibe bin ich ganz ruhig und erfreue mich einfach daran Antworten geben zu können. Das was mich oft kaputt macht und meinen Kopf tötet ist die Zeit bis zu den Prüfungen. Dieser ungewisse Zeitraum in dem man sich vorbereitet. Jetzt zum Beispiel weiß ich, dass der Bewerbungsschluss Anfang Dezember ist, aber bis dahin sind es noch gut 6 Wochen und das macht mich verrückt, weil ich jetzt wissen möchte, ob ich es schaffe nach Japan zu kommen. Ich bin total ungeduldig, was sowas angeht.

Ich habe mir über diese Unruhe und die hohen Erwartungen an mich selbst in der letzten Zeit viele Gedanken gemacht, weil das absolut nicht förderlich ist für ein möglichst stressfreies Leben und ich hoffe auch sehr, dass das aufhört, nachdem ich weiß, ob ich nach Japan gehen kann oder nicht, aber ich fürchte, dass ich mir dann was neues suche. Deshalb versuche ich momentan genau das Problem in den Griff zu bekommen und mir einfach klar zu machen, dass ich nicht so extrem hohen Erwartungen an mich selbst haben muss bzw. ich auch sehr gute Leistungen erziele, wenn sich mein Kopft nicht immer selbst tötet.

Das war es soweit erstmal für Heute und ich hoffe, dass euch der kleine Artikel gefallen hat.

In wünsche euch einen stressfreien Start in die Woche!

3 Kommentare:

  1. Du kannst dich ja einfach mal zurücklehnen und sozusagen revue passieren lassen, was du bis heute alles geschafft hast. Ich vermute mal, wenn du dir damals vorgestellt hättest, als du das erste mal dir diese Rede angehört hast, dass du sie irgendwann mal komplett verstehen könntest, dann wärst du bestimmt total begeistert gewesen :) Und auch wenn dein extremer Ehrgeiz öfters mal einiges an Stress mit sich bringt, bewundere ich das trotzdem ziemlich. Ich finde die japanische Sprache nämlich auch unglaublich toll (wie mir aber in letzter zeit aufgefallen ist, interessiert mich die schrift aus irgendeinem grund 10mal so viel wie die sprache selbst). Mein Bruder hat vor Jahren angefangen, sich selbst Japanisch beizubringen, und ich fand das auch sehr interessant und habe angefangen, mir eben die hiragana und katakana beizubringen (da war ich, glaube ich, 10 jahre alt). Soll heißen, ich kann die Kana schon sehr lange, und würde auch gern noch mehr von der sprache und auch ganz viele kanji lernen, aber mir fehlt da eben immer so ein bisschen der biss in der ganzen geschichte, mich da eben mal richtig reinzuhängen. Ich fange irgendwie an zu lernen, und nach einer woche ist die motivation schon wieder verflogen. In der Rede zum Beispiel kenne ich die Hälfte der wörter, kann aber nicht wirklich einen Satzzusammenhang erkennen. Und dass du diese Begeisterung eben über so lange Zeit und whrs noch viel länger aufrecht erhalten kannst, finde ich bie dir eben sehr beeindruckend. Schau auf das, was du geleistet hast, und freu dich einfach mal, wie weit du schon gekommen bist!

    So, jetz is aber schluss, das artet ja schon in eine art eigenen blog aus :D

    mfg powerofchaos1

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  2. Was das Video betrifft, das du nicht einbinden kannst:

    Geh auf die YouTube Seite vom Video. Klicke anschließend auf "Teilen" und kopiere den Code aus den Textfeld. Danach bearbeite diesen Artikel und schalte in die HTML-Ansicht. Jetzt musst du nur noch die Stelle raussuchen, an die das Video kommen soll und den Code dorthin kopieren. So sollte es zumindest funktionieren(Hab es mit einem Testblog selbst probiert!)

    Was deine Begeisterung für Japanisch betrifft, scheinst du mich etwas angesteckt zu haben. Ich hab mir vor einiger Zeit die Kana beigebracht und habe in den Herbstferien angefangen mit dem "Die Kanji lernen und behalten 1" angefangen die Kanji zu lernen. Allerdings steht mir als Oberstufen Schüler die Facharbeit bevor und ich muss um die 180 Vokabeln für Spanisch lernen, daher kann ich leider nicht die Gewünschte Zeit reininvestieren :(

    LG
    Chris | クリストファー

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  3. Mit dem Thema habe ich mich in letzter Zeit ebenfalls viel beschäftigt, nur eben von der ganz anderen Seite aus. Denn ich bin, was das angeht, das komplette Gegenteil. Ich sitze den ganzen Tag herum und hätte mehr als genug Zeit, um viel zu erreichen. Aber ich habe große Probleme mit der Selbstdisziplin und mit dem Durchziehen und Realisieren von Ideen und Zielen, die man hat. Zwar hat mir das noch nie wirklich Probleme bereitet, da ich noch in der Schule bin, aber dennoch stört es mich, weil ich sehr viel Zeit verschwende und doch so viel hätte schaffen können. Auch wenn man sich irgendwie um nichts Sorgen macht und ein entspanntes Leben führt, ist es trotzdem irgendwie zu ruhig und langweilig und auf kurz oder lang fällt man damit auf die Nase, wenn es irgendwann mal anspruchsvoller wird, spätestens an der Uni.

    Darum beneide ich Dich - zumindest für die positiven Eigenschaften. Ich kann mir nämlich schlecht vorstellen, wie es sein muss, ständig unter selbst gemachtem Druck zu stehen, aber ich stelle mir es nicht angenehm vor.
    Aber ich finde es faszinierend, wie Du einfach begonnen hast, Japanisch zu lernen, und dass Du es auch durchgezogen hast, immer weiter zu lernen.
    Welche der beiden Eigenschaften jetzt weniger schlimm sind, darauf weiß ich keine Antwort, weil ich ja nur einen davon richtig kenne, aber für mich steht - auch seit ein paar Denkanstößen von Dir - gegeben hast - fest, dass ich daran etwas ändern sollte. Und so habe ich nach etwas längerem Überlegen beschlossen, ebenfalls Japanisch zu lernen. Zwar ist meine Begeisterung dafür nicht so riesig wie Deine, aber dennoch reichlich vorhanden, Tendenz steigend. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto interessanter und motivierender ist es. So hoffe ich, damit auch meine Faulheit und fehlende Selbstdisziplin zu überwinden und mal - auf gut deutsch - "ein bisschen zu übertreiben". Ohne die Einblicke in "Deine Welt" (oder wie man es nennen will) wäre ich wohl nie darauf gekommen. Dafür bin ich Dir in einer gewissen Weise jedenfalls dankbar.

    Und eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben, aber manchmal schreibt man einfach drauf los und findet kein Ende, das kennst Du sicherlich. Nun ja. Ich freue mich darauf, weiteres von Dir zu lesen, da es mich immer zum Nachdenken bringt und auch sehr motiviert!

    Einen schönen Abend noch!

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